Russland Teil 2

Der Besuch auf der Schlüsselburg hat sich definitiv gelohnt und insbesondere die kurze Bootsfahrt zur Insel kam bei den Kindern gut an (im Gegensatz zur Bootstour über die Kanäle, die als langweilig dokumentiert wurde). Die Burg selber führt einem durch Ihre Geschichte mal wieder sehr deutlich das Grauen eines Krieges vor Augen.

Später ging es dann weiter nach Kronstadt, welches mit einem tollen Dom aufwartet. Vor allem eindrucksvoll war aber der Petersburger Damm, der mitten durch die Ostsee nach Kronstadt führt. Abends stellte sich dann auch ein vorab herausgesuchter Stellplatz wirklich als nahezu perfekt heraus. Direkt am See und im Wald gelegen. Leider wussten das viele Russen auch, so dass man nicht ganz so einsam war und bereits feststellte, dass die Karelier etwas offener sind als die sonstigen Russen ( insbesondere wenn sie alkoholisiert sind ) und optimistischer in Bezug auf die Bodenfreiheit Ihres Autos 😉

Freitag hatten wir dann leider unseren ersten kompletten Regentag, der unseren Besuch in Wyburg etwas kürzer ausfallen ließ. Dies ist eine der wenigen Städte um Petersburg, die nicht komplett dem Jugendstil verfallen ist, sondern auch älteres zu bieten hat. Und die Markthalle… die nicht nur schön ist sondern uns mit einem reichhaltigen Angebot auch unsere Vorräte auffüllen ließ. Von dort ging es dann im strömenden Regen weiter gen Norden mit einem kurzen Zwischenstopp in Priosersk.

Auf dieser Strecke bestätigen sich nun hingegen zwei Vorurteile… Die Russen rasen hier wirklich wie bekloppt ( mit 100 ist man auf der Landstraße ein echtes Hindernis und wird sogar von LKWs überholt – erlaubt sind übrigens 90) und kommen einem auch gerne Mal auf der eigenen Fahrspur entgegen. Am sichersten fährt man einfach auf dem Randstreifen. Machen alle anderen auch. Trotz allem stehen wirklich viele Kreuze am Straßenrand.
Zum anderen nimmt die Qualität der Straßen – auch auf Straßen erster Ordnung – ab. Es kann passieren dass man sich auch auf einer gut ausgebauten Straße befindet und plötzlich ein Schild ‘Bodenwellen’ ankündigt. Die nächsten 10km der Straße sind dann nur noch eine Schotter- und Schlammpiste mit dicken Löchern, um danach wieder perfekt ausgebaut weiter zu gehen.

Am nächsten Tag erreichten wir dann früh Sortavala, von wo aus man Exkursionen nach Valam buchen kann. Dies ist eine Klosterinsel (Athos des Nordens…), die man per Tragflächenboot erreicht und die wir eigentlich zu besuchen planten. Wie auch Heerscharen von Russen… Samstag ist hier wohl eher einer schlechter Tag. Da wir keine Exkursion sondern nur die Überfahrt wollten, wurden wir dann zur direkten Verhandlung an den Kapitän des eigentlich komplett ausgebuchten Bootes verwiesen. In Anbetracht des Preises von 2200,- Rubel (35,-€) pro Person nur für die Überfahrt, der Masse an Menschen und der Ungewissheit bezüglich einer möglichen Rückfahrt, entschieden wir uns dann doch unsere Pläne zu ändern und einen wilden und ursprünglichen Mountainpark zu besuchen… Naja, oder so ähnlich. Der Mountainpark stellte sich als perfekt touristisch erschlossen heraus, so dass wir mit einer großen Menschenmenge einen gemütlichen Rundgang machten. Auffällig war nur, dass in jedem Teil der Welt steht, dass die Wege nicht zu verlassen und insbesondere die Absperrungen nicht zu überqueren sind. In Russland wird man nur darauf hingewiesen, dabei sehr vorsichtig zu sein, da es lebensgefährlich ist. Langsam erklärt sich, warum die Lebenserwartung in Russland knapp zehn Jahre niedriger ist als im Rest Europas…

Zum Abschluss des Tages besuchten wird dann noch einen russischen Zoo, der doch überraschend interessant war und natürlich die Kinder begeistert hat. Gelernt haben wir vor allem: Karelien ist bei den Russen eine beliebte Urlaubsregion und insbesondere am Wochenende ziemlich überlaufen und die Preise entsprechen ‘europäisch’. Ganz im Gegensatz zur Region südlich von St. Petersburg.

Damit näherte sich dann auch die Grenze und das Ende unseres ‘Russland light’ Ausfluges. Sicherlich aber nicht unser letzter Ausflug nach Russland.

Der Grenzübertritt selber war ansonsten unproblematisch. Frau und Kinder ins Gebäude zum ‘Auschecken’ geschickt und selber in die Autofahrer-Schlange gestellt. Alles abstempeln lassen, Auto durchsuchen lassen und weiter zum Zoll, den Rest noch stempeln lassen und das war es schon. Die Kinderreisepässe haben wieder zu einigen Telefonaten geführt und die Dame, die die Autos durchsuchte holte noch einen Mann mit einer großen Mütze, der ein paar Fotos auf der Kamera anschauen wollte und dann einen schönen Tag wünschte. Auf finnischer Seite wurde dann praktisch gar nicht mehr kontrolliert. Das ganze hat etwa eine Stunde gedauert und wir hätten auch kistenweise Schnaps und 2-3 Flüchtlinge ausführen können, ohne dass es groß aufgefallen wäre. So schlecht können die Beziehungen zu Russland gar nicht sein.

Nun also auf zum letzten Teil unserer Reise in Finnland. Der Mythos des verschlossenen Finnen wurde bereits an der Grenze erschüttert, wo man in der Schlange munter ins Gespräch kam…

Jetzt aber erst mal die warme Dusche auf einem finnischen Campingplatz genießen 😉

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